Montag, 26. Januar 2009

Rückblick auf den Slam vom 25.01.09

Den folgenden Slam-Bericht hat Torsten Staeter geschrieben und da er sowieso die besten Slamberichte schreibt und ich er auch schon alles gesagt hat, was es zu dem Abend zu sagen gab, stelle ich den Bericht einfach mal hierrein... Danke Torsten ;)

( Fotos zum Slam gibt es natürlich auch, die findet ihr auf der rechten Seite, bei ``Sehenswertes`` unter SchnPappschüssen

Schön war es.

Tobi Katze und ich fuhren dann mal zeitig los und erreichten Krefeld irgendwann zwischen 18.34 Uhr und 20.11 Uhr. Meine Armbanduhr geht nämlich ungefähr 40 Minuten vor, die meines Handy ziemlich exakt 1:01 Stunde, die Uhr in der Navigation jedoch etwa 44 Minuten nach, und Tobi Katze saß auf seinem Handy und konnte nicht nachsehen. Unterm Strich waren wir jedenfalls pünktlich. So stand es zumindest in Hatices Gesicht zu lesen. Vorab jedoch eine warme Begrüßung durch Herrn Superpünktlich, Sebastian 23.

Und was soll ich sagen? Neulich noch über Slammer-Garderobe geschwafelt, und schon eines Herrn 23 ansichtig geworden, der den Vogel nicht nur abschoss, sondern, metaphorisch gesprochen, auch gleich filetierte und dem staunenden Auge darbot. Er trug ein einreihiges Jackett mit Kapuze, und das aus jenem graumelierten Sweatshirt-Material, das eigentlich Oldschool-Kapuzenpullis vorbehalten ist. Dieses Material hat die – durchaus willkommene – Eigenschaft, zu »bollern« und auszubeulen wie »Hulle«, aber nicht bei diesem Stück; maßgeschneidert. Zwar erklärte der Sebastian einem sich in Fachschwafeleien verlierenden Sträter, dass ihm eine Freundin/Designstudentin mit vorab absolvierter Schneiderlehre dieses gute Stück auf den Leib gefertigt hatte, so lediglich, aber ich war in einer Begeisterungsblase gefangen und hielt zwar das Maul, bekam mich im Stillen aber trotzdem kaum ein vor Anerkennung. Zumal dieses Jackett auch noch von Innen mit einem feinen Netzmaterial abgefüttert war, auch so ein undankbares Material, dass zu Verzerrungen neigt, aber diese Jacke, jaha, tä-tää, saß schlicht perfekt. So kenne ich es an sich nur von Blazern britischen Zuschnitts, und in Zeiten von Cargo-Buchsen, die konsequent auf halb Acht getragen werden, war dies für mich ein Augenschmaus. So. fertig. Aber trotzdem geil.

Next Hatice, in schwarz, enges Shirt mit Motivdruck, und danke für die Verzehrkarte; wenn Optik und Nutzen sich die Hand reichen, entstehen neue Welten.

Ein paar Worte zu Jules Papp. Selbstredend klingt »Jules Papp« nach einem Ort, den der alternde Jean Pütz sich eingerichtet hat, um Bruscetta und Landweine unters Volk zu bringen; Arschlecken jedoch. Böse Druckluftmusik, gemischtes Publikum (diesmal etwa so 40, denke ich, und allet dabei) - und die beiden federführenden Herrschaften hinter dem Tresen sind optisch derartige Hellraiser, dass jede Beobachtung modischer Aspekte zugunsten der Piercings, bösen Bärte und Tattoos verblassen muss. Und zwei Seelen sind es: man solls nicht hinausposaunen, aber wenn einem Anerkennung in Form von Bier gereicht wird, ist das herzerwärmend.

Der »Papp« an sich ist Tische-Stühle-Lampen-Standard, und speziell durch die Wirte wirkt das Ganze deswegen wie gewaltsam von Wikingern besetzt, aber keine Angst: da sind auch softe Sachen Programm. Ich weise da auf das Veranstaltungsplakat in der traumschönen(!) Raucherlobby hin: Demnächst: Lagerfeuer-Metal. Kannte ich noch nicht, steht aber vermutlich in der Tradition von Dekomprimierungskammer-Reggae und Zyklopen-Ballett. Würde ich gern hin, aber der Weg nach Krefeld gestaltet sich beschwerlich, glaubt man meiner Navi, die nichts dagegen hätte, auf der Suche nach der Königsstraße meinen Wagen durch die Kofferabteilung der Galeria Kaufhof zu schicken. Zu viele Einbahnstraßen. Aber mit jedem Mal wird’s besser.

Das Line-Up ging dann so:

Sebastian 23
Tobi Katze
Devin Zimmermann
Bernd … *Fingerschnipp*, sachma, komm…
Sträter
Fertig.

Andy Strauß und Patrick Rosskothen waren ebenso verhindert wie Jan Coenen, was sehr schade war, aber ich halte es da mit dem Pink Panther und das Heute bzw. gestern nicht alle Tage waren oder sind, keine Frage.

Bernd, ein Herr um die, sagen wir 50, eröffnete nach Losung durch die zwangsrekrutierte Glücksfee Christopher, und zwar mit einer Performance, die zwischen Büttenrede und zornigem Schwall angesiedelt war, indem es den Nichtraucher-Terror und den Terror-Terror miteinander abglich. Er trug dabei eine Kombination aus, soviel steht mal fest, Hose und Pullover in Erdtönen, aber mit Erdtönen ist das so eine Sache, da rutschen einem Details durch die Lappen.

Devin Zimmermann, 16 Jahre alt, war der Nächste; nicht nur trug er burschikoses Springsteen-Karo-Flanell am Oberkörper, auch machte er mich Nachdenken, ob ich in seinem Alter was anderes im Schädel hatte als Mofa fahren, onanieren und Daktari-Folgen. Hatte ich nicht. Von dem Burschen wird noch viel zu hören sein. Da zieh ich den Hut.

Sebastian 23 gab seinem Vortrag die Aura dessen, was ich erwartet hatte – es war für die paar Minuten, als wären wir anderen nicht da, und da der Wettbewerbsgedanke an diesem Abend eh nicht so ausgeprägt war, freuten wir anderen uns einfach sinnlos und lauschten.

Ich las was über Nervosität beim Slam an sich.

Tobi Katze brachte im schwarzen Ledersakko was über, ja, seltsam, mich und fliegende Alligatoren, im späteren Verlauf noch ein Gedicht über Tennis …Gut wie üblich. Ich kenn das schon, wenn er auch, wie zumeist, zu komplex war – denn die Papp-Stimmung der Papp-Kameraden vor Ort war auf übersichtliche Kost gestellt, was nicht Schlimmes ist.

Ein Katze entfaltet sich, und ich sags oft und gern, vor allem auf Lesebühnen. Da kriegt man s direkt von ihm besorgt, und ich frage mich, wie viele Besucher des gestrigen Abends morgens um Drei aus dem Schlaf hochfuhren und sich im Dunkel ihrer Schlafzimmer fragen: »Wie? Tobi Katze war in Vietnam und hat da Vick-Bonbons gespritzt?«

Abstimmung, einer raus, vier im Sinn. Bernd schied aus, er nahm mich freundschaftlich zur Seite und sagte: »Du, ich finds gut, dass ich heute mal nicht der einzige um die Fünfzig bin.« Gott weiß, ich habe Leute für weniger getötet, aber ich war weiter, und mit mir Devin, Tobi Katze, Herr 23, also lächelte ich nur und dachte: Luigi, lass es wie einen Unfall aussehen.

Hatice, die drollige Maus, überraschte uns dann damit, dass wir nun, in Runde 2, jeder ZWEI Texte zu lesen hätten – und Sebastian rechnete rasch hoch, das wenn in der dritten Runde noch 3 übrig blieben und dann vielleicht drei Texte zu lesen … geschweige denn von einem Finale, in welchem man dann besser das Alte Testament am Mann hätte.

Texte über Duisburg, Tennis, Chur, tote Hunde – und der schönste Titel des Abends - Devin mit »Die Eltern vom Weihnachtsmann waren ja wohl Hundert Pro Geschwister«. Das ist, was Rockn Roll meint. Bernd nahm mich nochmal zur Seite, und gestand mir, was ich lange nicht wahrhaben wollte, nämlich dass er mich in einem Fernseh-Werbespot für Tütensuppen gesehen hatte. Irgendwie will ich das immer noch nicht wahrhaben, und das mag daran liegen, dass ich keinen Spot für Suppe gemacht habe.

Letztlich kamen Sebastian 23 und ich ins Finale, und ich gewann – vermutlich, weil ich den Leuten vorab klarmachte, dass jede weitere Geschichte von mir noch sinnloser und bekloppter werden würde als die vorangegangene, was offensichtlich gut zur Allgemeinen Stimmung passte. Hab mich trotzdem total gefreut, und trotzdem keinen Zugabetext mehr. Also gestatteten mir Sebastian und Katze, zwei Sachen von ihnen zu lesen, und so brachte ich zum ersten Mal in meinem Leben einen Text von Sebastian 23 – und ein wundervolles, schillerndes Kleinod von Tobi Katze.

Jules Papp muss man lieben. Wer da war, weiß warum, und für die anderen gilt: Hingehen. Ist wie mit nem Poster von Halle Berry. Geil finden darf man die auch auf Papier, aber daneben hocken ist einfach besser.

Und Hatice hat wie üblich schön verhuscht moderiert.
Klasse. Da will ich wieder hin.

Anschließend kletterten Katze, Sebastian und ich ins Slam-Mobil und fuhren zum Abwurf des Vizeweltmeisters nach Bochum; Unterwegs kamen Plakatkonzepte auf den Tisch, und Sebastian hatte die furiose Idee, ich solle ein Veranstaltungsplakat fertigen, auf dem ich auf einem Blitzerbild zu sehen bin, schön verpeilt in grob Schwarz Weiß, und ich nickte und dachte: Cool.

Dann machte es ZOSCH!

A 40. 92, wo 80 erlaubt sind.
Wir gratulierten uns zur schnellsten Umsetzung eines Projekts in der Geschichte der Kreativität. Kacke.

Was für ein Abend.

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